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Sonntag, 29. Januar 2023
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Was sich letztens vor den Toren des Säli-Schulhauses abspielte, liess für einmal das ganze Redaktionsteam mit ihren Nasen fassungslos an der Fensterscheibe kleben: Ein Kleinkind spie sich eine halbe Stunde lang die Seele aus dem Leib, es... weiterlesen
Bereits 2014 nahm die glp Luzern in ihrem Factsheet zur Energiepolitik eine klare Haltung ein. Das lokale Potenzial der erneuerbaren Energien sei riesig, der jährliche Mittelabfluss von fast einer Milliarde Franken für den Import fossiler... weiterlesen
Die Stimmbürger haben vor acht Jahren entschieden, der Massenzuwanderung einen Riegel zu vorzuschieben. Seither steht in der Schweizerischen Bundesverfassung: «Die Schweiz steuert die Zuwanderung von Ausländerinnen und Ausländern eigenständig.»... weiterlesen
SKY:«The Last of Us» Kritiker wie auch Fans sind sich einig: «The Last of Us» ist das erste Serienhighlight des Jahres und hat den Fluch gebrochen, dass Videospielverfilmungen Müll sein müssen (wir erinnern uns noch mit Schaudern an den... weiterlesen
Ich bin manchmal ein sehr einfaches Gemüt. Wenn irgendwo «Sex» draufsteht, klicke ich drauf. So wie neulich, als mir ein Newsportal eine Pushnachricht beschert, in der die Rede von einem neuen Schweizer Film ist, in dem so viel Sex zu sehen.. weiterlesen
Christine Mühlebach und Ondine Riesen sind zwei von über 270 begeisterten Mitglieder der Ting Community. Stefan Kämpfen
Florian beschafft mit seiner Food-Kooperative nachhaltig produzierte Lebensmittel und teilt sie zum Einstandspreis auf. Mike entwickelte ein Tool für Spitäler, um Nährstoffe im Essen zu messen sowie Lebensmittelverschwendung zu verhindern und Ramona entwarf Periodenunterwäsche. Sie alle konnten von den Finanzspritzen des Start-ups Ting profitieren. Zwei Luzernerinnen erklären, was es damit auf sich hat.
Es klingt wie «Ding» und genauso ist es auch gemeint. Die Community-Plattform Ting hilft ihren Mitgliedern, «ihr Ding durchzuziehen», indem sie ihr Geld teilen und es sich in Form von zeitlich begrenzten Grundeinkommen von bis zu 2’500 Franken pro Monat zur Verfügung stellen. Alle Mitgliederbeiträge werden auf das Gemeinschaftskonto einbezahlt. Die zur Verfügung stehende Geldmenge (geteiltes Geld pro Monat) wird an die Mitglieder in Form von Community-Grundeinkommen ausbezahlt. Damit geben sie sich finanziellen Spielraum, um sich selbstbestimmt weiterzuentwickeln und gesellschaftlich relevante Vorhaben umzusetzen. Aktuell sind es 270 Mitglieder zwischen 23 und 80 Jahren, die monatlich 17‘854 Franken verteilen und seit der Lancierung des Start-ups 96 Monate Grundeinkommen ausbezahlten. Soweit die Theorie.
Zwei Frauen, die bestens über die Community Bescheid wissen, sind die Ting-Mitbegründerin Ondine Riesen und Vereinsmitglied Christine Mühlebach. Die beiden Udligenswilerinnen sind sich zwar in der Primarschule das eine oder andere Mal über den Weg gelaufen, doch so richtig zusammengefunden haben sie sich ausserhalb ihrer Heimatgemeinde. «Da ich in Biel wohne und Christine früher beruflich in der gleichen Stadt zu tun hatte, sind wir uns da im Supermarkt begegnet», erklärt Ondine Riesen, die im Jahr 2019 zusammen mit fünf anderen Personen Ting ins Leben gerufen hat. Die Neugierde, wie Menschen reagieren, wenn sie mehr Geld zur Verfügung haben, veranlasste das illustre Grüppchen dazu, dieses Experiment zu wagen. Bei der Gründung mit dabei waren auch Mitglieder vom Verein Grundeinkommen, die Mitte April einen weiteren Teilerfolg verbuchen durften, da ihre Initiative «Wissenschaftlicher Pilotversuch Grundeinkommen» nun nicht nur in Bern und Zürich, sondern auch in Luzern zustande gekommen ist. Mit dem Thema bedingungsloses Grundeinkommen ist Christine Mühlebach im Rahmen ihrer Ausbildung zur Sozialarbeiterin in Berührung gekommen. In der Findungsphase von Ting habe Ondine Riesen sie mit vielen Fragen konfrontiert, da sie als Expertin im Bereich Sozialsysteme und Sozialamt Ihr Fachwissen einbringen konnte. «Als Sozialarbeiterin weiss ich, wo die Lücken in unserem System sind und ich bin mir bewusst, dass auch mich einmal ein Ereignis treffen kann, das einen finanziellen Boden oder Raum für eine Neuausrichtung nötig macht, der mir den nächsten Schritt in die Zukunft ermöglicht.» Heute ist Mühlebach zahlendes Vereinsmitglied und dies, obwohl sie noch kein konkretes Projekt im Kopf hat.
«Menschen, die Vertrauen schenken, missbrauchen Vertrauen eher nicht» (Ondine Riesen)
Die Gründe, wieso jemand bei Ting mitmacht, sind so vielfältig wie die Mitglieder selbst: Ein Job-Wechsel, das Absolvieren einer Ausbildung oder eine Umschulung können genauso eine Rolle spielen, wie eine Firmengründung oder die Realisierung eines Wunschprojekts. Neben Geld sind auch Wissen und Zeit entscheidende Faktoren, denn manchmal braucht es einen Perspektivenwechsel, Gedanken müssen neu sortiert werden oder man steht kurz vor einem Burnout. Auch da kann Ting helfen, einen Gang zurückzuschalten und die nötigen Massnahmen zu ergreifen, damit das Leben wieder angenehm wird. Ondine Riesen erklärt dies mit einem Beispiel: «Eine Frau steckt in einer schlechten Arbeitssituation mit einem schrecklichen Chef. Wenn sie selbst kündigt, zahlt die Sozialversicherung die ersten Monate nichts. Vielleicht ist sie alleinerziehende Mutter und hat nichts auf der hohen Kante, also ist sie gezwungen, in dieser Situation auszuharren. Ting schafft da eine Übergangslösung, indem Zeit generiert wird.» Dabei helfe solchen Menschen nur schon das Wissen, dass jemand im Hintergrund da ist und ihre Sorgen und Nöte versteht.
«Gesellschaftliche Entwicklung wird ermöglicht» (Christine Mühlebach)
Es werden nur dann Projekte in die Ting-Community aufgenommen, wenn sie intrinsisch motiviert sind, – also von innen her aus eigenem Antrieb erfolgen und nicht nur für die Mitglieder selbst, sondern auch für die Gesellschaft einen Nutzen schaffen. «Dazu gehört auch das Vermeiden von Burnouts, Langzeitarbeitslosigkeit und zukünftigen Sozialhilfebezügen, womit Folgekosten eingespart werden können, was auch ein gesellschaftlicher Mehrwert darstellt», hält Christine Mühlebach fest und fügt an: «Der wahre Luxus ist nicht Geld sondern Zeit. Bei Ting ist Geld Mittel zum Zweck und der Zweck ist, Zeit und Raum zu kreieren, um sich genau um die Themen zu kümmern, die einem auf dem Magen, auf dem Herz oder im Hirn liegen. Mit dem finanziellen Spielraum, der Ting einem zur Verfügung stellt, werden gesellschaftliche Entwicklungen ermöglicht, für die in der Privatwirtschaft niemand bereit ist, Geld in die Finger zu nehmen.» Steigende Arbeitslosigkeit und steigende Sozialkosten könne man sich mit der Zeit nicht mehr leisten und gerade hinsichtlich der langfristigen Entwicklung, in der die Digitalisierung immer mehr einfache Jobs wegrationalisiere, seien griffige Alternativen unabdingbar.
Die Projekte von Florian und Ramona sind nur zwei Beispiele von vielen, was mit dem befristeten Grundeinkommen von Ting gemacht werden kann. Florian ist Grafikdesigner und Verfechter der Bedarfswirtschaft. Der Zürcher mit Innerschweizer Wurzeln gründete eine Food-Kooperative, in der 40 bis 50 Haushalte gemeinsam nachhaltig produzierte Lebensmittel von Schweizer Bioproduzenten beschaffen und sie dann zum Endstandspreis aufteilen. Zudem will Florian eine Plattform bauen, die anderen mit Software, Kontakten und Wissen hilft, eigene Lebensmittelgemeinschaften zu gründen. Der Modedesignerin und zweifache Mutter Ramona hat die Ting-Gemeinschaft nicht nur den psychischen Stress der Anfangs-Finanzierung für die Entwicklung von Periodenunterwäsche genommen, sondern auch Antworten zur Patentierung geliefert. Mit den Periodenslips und weiteren nachhaltigen Care-Produkten möchte sie dieses Jahr den Online-Verkauf starten. Dazu gehört neben Produkteentwicklung auch der Start in die Selbständigkeit. Weitere Informationen unter www.ting.community.
Stefan Kämpfen
Christine Mühlebach und Ondine Riesen sind zwei von über 270 begeisterten Mitglieder der Ting Community. Stefan Kämpfen
Florian beschafft mit seiner Food-Kooperative nachhaltig produzierte Lebensmittel und teilt sie zum Einstandspreis auf. Mike entwickelte ein Tool für Spitäler, um Nährstoffe im Essen zu messen sowie Lebensmittelverschwendung zu verhindern und Ramona entwarf Periodenunterwäsche. Sie alle konnten von den Finanzspritzen des Start-ups Ting profitieren. Zwei Luzernerinnen erklären, was es damit auf sich hat.
Es klingt wie «Ding» und genauso ist es auch gemeint. Die Community-Plattform Ting hilft ihren Mitgliedern, «ihr Ding durchzuziehen», indem sie ihr Geld teilen und es sich in Form von zeitlich begrenzten Grundeinkommen von bis zu 2’500 Franken pro Monat zur Verfügung stellen. Alle Mitgliederbeiträge werden auf das Gemeinschaftskonto einbezahlt. Die zur Verfügung stehende Geldmenge (geteiltes Geld pro Monat) wird an die Mitglieder in Form von Community-Grundeinkommen ausbezahlt. Damit geben sie sich finanziellen Spielraum, um sich selbstbestimmt weiterzuentwickeln und gesellschaftlich relevante Vorhaben umzusetzen. Aktuell sind es 270 Mitglieder zwischen 23 und 80 Jahren, die monatlich 17‘854 Franken verteilen und seit der Lancierung des Start-ups 96 Monate Grundeinkommen ausbezahlten. Soweit die Theorie.
Zwei Frauen, die bestens über die Community Bescheid wissen, sind die Ting-Mitbegründerin Ondine Riesen und Vereinsmitglied Christine Mühlebach. Die beiden Udligenswilerinnen sind sich zwar in der Primarschule das eine oder andere Mal über den Weg gelaufen, doch so richtig zusammengefunden haben sie sich ausserhalb ihrer Heimatgemeinde. «Da ich in Biel wohne und Christine früher beruflich in der gleichen Stadt zu tun hatte, sind wir uns da im Supermarkt begegnet», erklärt Ondine Riesen, die im Jahr 2019 zusammen mit fünf anderen Personen Ting ins Leben gerufen hat. Die Neugierde, wie Menschen reagieren, wenn sie mehr Geld zur Verfügung haben, veranlasste das illustre Grüppchen dazu, dieses Experiment zu wagen. Bei der Gründung mit dabei waren auch Mitglieder vom Verein Grundeinkommen, die Mitte April einen weiteren Teilerfolg verbuchen durften, da ihre Initiative «Wissenschaftlicher Pilotversuch Grundeinkommen» nun nicht nur in Bern und Zürich, sondern auch in Luzern zustande gekommen ist. Mit dem Thema bedingungsloses Grundeinkommen ist Christine Mühlebach im Rahmen ihrer Ausbildung zur Sozialarbeiterin in Berührung gekommen. In der Findungsphase von Ting habe Ondine Riesen sie mit vielen Fragen konfrontiert, da sie als Expertin im Bereich Sozialsysteme und Sozialamt Ihr Fachwissen einbringen konnte. «Als Sozialarbeiterin weiss ich, wo die Lücken in unserem System sind und ich bin mir bewusst, dass auch mich einmal ein Ereignis treffen kann, das einen finanziellen Boden oder Raum für eine Neuausrichtung nötig macht, der mir den nächsten Schritt in die Zukunft ermöglicht.» Heute ist Mühlebach zahlendes Vereinsmitglied und dies, obwohl sie noch kein konkretes Projekt im Kopf hat.
«Menschen, die Vertrauen schenken, missbrauchen Vertrauen eher nicht» (Ondine Riesen)
Die Gründe, wieso jemand bei Ting mitmacht, sind so vielfältig wie die Mitglieder selbst: Ein Job-Wechsel, das Absolvieren einer Ausbildung oder eine Umschulung können genauso eine Rolle spielen, wie eine Firmengründung oder die Realisierung eines Wunschprojekts. Neben Geld sind auch Wissen und Zeit entscheidende Faktoren, denn manchmal braucht es einen Perspektivenwechsel, Gedanken müssen neu sortiert werden oder man steht kurz vor einem Burnout. Auch da kann Ting helfen, einen Gang zurückzuschalten und die nötigen Massnahmen zu ergreifen, damit das Leben wieder angenehm wird. Ondine Riesen erklärt dies mit einem Beispiel: «Eine Frau steckt in einer schlechten Arbeitssituation mit einem schrecklichen Chef. Wenn sie selbst kündigt, zahlt die Sozialversicherung die ersten Monate nichts. Vielleicht ist sie alleinerziehende Mutter und hat nichts auf der hohen Kante, also ist sie gezwungen, in dieser Situation auszuharren. Ting schafft da eine Übergangslösung, indem Zeit generiert wird.» Dabei helfe solchen Menschen nur schon das Wissen, dass jemand im Hintergrund da ist und ihre Sorgen und Nöte versteht.
«Gesellschaftliche Entwicklung wird ermöglicht» (Christine Mühlebach)
Es werden nur dann Projekte in die Ting-Community aufgenommen, wenn sie intrinsisch motiviert sind, – also von innen her aus eigenem Antrieb erfolgen und nicht nur für die Mitglieder selbst, sondern auch für die Gesellschaft einen Nutzen schaffen. «Dazu gehört auch das Vermeiden von Burnouts, Langzeitarbeitslosigkeit und zukünftigen Sozialhilfebezügen, womit Folgekosten eingespart werden können, was auch ein gesellschaftlicher Mehrwert darstellt», hält Christine Mühlebach fest und fügt an: «Der wahre Luxus ist nicht Geld sondern Zeit. Bei Ting ist Geld Mittel zum Zweck und der Zweck ist, Zeit und Raum zu kreieren, um sich genau um die Themen zu kümmern, die einem auf dem Magen, auf dem Herz oder im Hirn liegen. Mit dem finanziellen Spielraum, der Ting einem zur Verfügung stellt, werden gesellschaftliche Entwicklungen ermöglicht, für die in der Privatwirtschaft niemand bereit ist, Geld in die Finger zu nehmen.» Steigende Arbeitslosigkeit und steigende Sozialkosten könne man sich mit der Zeit nicht mehr leisten und gerade hinsichtlich der langfristigen Entwicklung, in der die Digitalisierung immer mehr einfache Jobs wegrationalisiere, seien griffige Alternativen unabdingbar.
Die Projekte von Florian und Ramona sind nur zwei Beispiele von vielen, was mit dem befristeten Grundeinkommen von Ting gemacht werden kann. Florian ist Grafikdesigner und Verfechter der Bedarfswirtschaft. Der Zürcher mit Innerschweizer Wurzeln gründete eine Food-Kooperative, in der 40 bis 50 Haushalte gemeinsam nachhaltig produzierte Lebensmittel von Schweizer Bioproduzenten beschaffen und sie dann zum Endstandspreis aufteilen. Zudem will Florian eine Plattform bauen, die anderen mit Software, Kontakten und Wissen hilft, eigene Lebensmittelgemeinschaften zu gründen. Der Modedesignerin und zweifache Mutter Ramona hat die Ting-Gemeinschaft nicht nur den psychischen Stress der Anfangs-Finanzierung für die Entwicklung von Periodenunterwäsche genommen, sondern auch Antworten zur Patentierung geliefert. Mit den Periodenslips und weiteren nachhaltigen Care-Produkten möchte sie dieses Jahr den Online-Verkauf starten. Dazu gehört neben Produkteentwicklung auch der Start in die Selbständigkeit. Weitere Informationen unter www.ting.community.
Stefan Kämpfen
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