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Sonntag, 29. Januar 2023
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Bereits 2014 nahm die glp Luzern in ihrem Factsheet zur Energiepolitik eine klare Haltung ein. Das lokale Potenzial der erneuerbaren Energien sei riesig, der jährliche Mittelabfluss von fast einer Milliarde Franken für den Import fossiler... weiterlesen
Die Stimmbürger haben vor acht Jahren entschieden, der Massenzuwanderung einen Riegel zu vorzuschieben. Seither steht in der Schweizerischen Bundesverfassung: «Die Schweiz steuert die Zuwanderung von Ausländerinnen und Ausländern eigenständig.»... weiterlesen
SKY:«The Last of Us» Kritiker wie auch Fans sind sich einig: «The Last of Us» ist das erste Serienhighlight des Jahres und hat den Fluch gebrochen, dass Videospielverfilmungen Müll sein müssen (wir erinnern uns noch mit Schaudern an den... weiterlesen
Ich bin manchmal ein sehr einfaches Gemüt. Wenn irgendwo «Sex» draufsteht, klicke ich drauf. So wie neulich, als mir ein Newsportal eine Pushnachricht beschert, in der die Rede von einem neuen Schweizer Film ist, in dem so viel Sex zu sehen.. weiterlesen
Oliver Inauen feilt im Klassenzimmer von SmartTalk in Luzern an seinen Mathematik-Kenntnissen
Bild: Stefan Kämpfen
Einen Rabatt abziehen, Preise vergleichen oder die Zeit beim Ofen einstellen. Längst nicht für alle ist die Alltagsmathematik reine Rechnungsroutine. Im Gegenteil: Im Kanton Luzern existieren schätzungsweise 30 000 Personen, für die alltägliche Rechenaufgaben keine Selbstverständlichkeit sind. Einen Besuch bei Oliver Inauen macht deutlich, wie schwierig die Situation für Personen mit fehlenden Grundkompetenzen ist.
Die Zahlen, die anlässlich des Weltalphabetisierungstags am 8. September veröffentlicht wurden, sind eindrücklich: Rund 800 000 Erwachsene in der Schweiz können nicht fliessend lesen und schreiben. 8,6 Prozent der schweizerischen Wohnbevölkerung zwischen 20 und 64 Jahren haben Schwierigkeiten, einfache Rechenaufgaben zu lösen. Es wird davon ausgegangen, dass rund ein Viertel der Schweizer Bevölkerung nur über geringe oder gar keine digitalen Grundkenntnisse verfügt. Alleine im Kanton Luzern bekunden 45 000 Personen Mühe mit Lesen, Schreiben, Rechnen und dem Bedienen eines Computers. Im September 2020 führte der Kanton Luzern Bildungsgutscheine ein, um Grundkompetenzen bei Erwachsenen zu fördern. Einer, der von diesen Bildungsgutscheinen profitiert, ist der in Schüpfheim wohnhafte Oliver Inauen. Er besucht in der Luzerner Sprachschule SmartTalk den Grundkompetenzen-Kurs «Zahlen und Rechnen». Schon in der Schulzeit fragte sich der 26-Jährige, weshalb er überhaupt rechnen muss. «Ich brauche es später ja sowieso nie». Doch dieser Fehlgedanke führte Oliver Inauen auf Abwege. In der zweiten Oberstufe musste er die Schule verlassen, unter anderem, weil ihn das Fach Mathematik überhaupt nicht interessierte. «Ich bin ein Büezer-Typ, wollte unbedingt arbeiten und nicht die Schulbank drücken». Danach hat Inauen auf dem Bau gearbeitet. Einer Branche, in der Rechnen mitunter eine wesentliche Rolle spielt. «In der Anfangszeit hatte ich keine grossen Probleme, da ich den Taschenrechner benutzen konnte», beteuert Inauen. Doch die Start-Euphorie verblasste schnell, als ihm bewusst wurde, dass dies auf Dauer nicht reichen würde. «Es fing an, als ich plötzlich mit Kubikmeter rechnen musste. Da stellte ich mir die Frage: Warum hast Du in der Schule bloss nicht besser aufgepasst?» Genau diese Frage stellte sich Inauen immer öfters und irgendwann reifte in ihm die Erkenntnis, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Nach einem besuchten Computerkurs hängte er bei SmartTalk auch gleich einen Mathematikkurs an.
Am Kurstag 8 geht es um Kopf- und Prozentrechnen. Vier junge Männer sitzen mit ausreichend Abstand in einem rechteckigen Raum und brüten über ihren Unterrichtsbüchern. Thema am späten Abend: die Zeit. Textaufgaben, Zeitbegriffe, Zeit umwandeln sowie Uhrzeit und Dauer berechnen. Nur gelegentlich unterbricht die Stimme von Florian Rieder die konzentrierte Stille. Neben seiner Unterrichtstätigkeit übernimmt er auch Geschäftsleitungsaufgaben bei SmartTalk. Oliver Inauen befindet sich in einem gemischten Kurs, weshalb Rieder Hochdeutsch spricht. Die Schüler sind gerade dabei, mittels Minuten- und Stundenzeiger verschiedene Zeiten auf einer Uhr im Übungsheft einzuzeichnen. Oliver Inauen kaut auf dem Bleistift. Er wirkt sehr konzentriert. Nur manchmal huscht ein nervöses Lächeln über sein Gesicht, wenn sich Aufgaben etwas schwieriger gestalten. «Seit 2012 habe ich keine Mathe mehr gebraucht und das meiste wurde aus meinem Gedächtnis gelöscht», betont Inauen und fügt an: «Bei Multiplizieren und Dividieren verstand ich am Anfang vom Kurs nur Bahnhof. Allmählich aber frischt sich mein altes Schulwissen wieder auf.»
Wenn es darum geht, die Differenz zur nächsten vollen Stunde oder die Dauer zwischen verschiedenen Abfahrts- und Ankunftszeiten zu berechnen, mag das in der Schule - auf Papier und ohne Zeitdruck - noch relativ einfach erscheinen. Doch die Realität sieht ganz anders aus, wie Oliver Inauen aus seinem Alltag zu berichten weiss. «Besonders beim Einkaufen habe ich Mühe, die Preise von drei, vier Artikeln zu addieren.» Das sei für ihn, der momentan vom Sozialamt lebe und auf sein Budget achten müsse, besonders wichtig. Aber es sind auch viele andere, kleine Dinge aus dem Alltag, denen man im Normalfall keine besondere Beachtung beimisst, die Inauen vor Schwierigkeiten stellen. «Probleme fangen bei mir an, wenn ich zum Beispiel die Zeit beim Backofen einstellen muss, nur für einen bestimmten Betrag tanken will oder mit einem Kollegen Minecraft spiele.» Beim Letztgenannten geht es um ein Spiel, in dem eine bestimmte Anzahl Bauklötze auf sogenannten Decks aufgefüllt werden müssen. «Oder man bringt jemandem etwas vom Einkaufen mit und will danach den Betrag vom Total abziehen.» Früher trieben ihn solche Dinge zur Weissglut. «Wenn es mit dem Rechnen nicht auf Anhieb klappte, schmiss ich den Bettel einfach in eine Ecke.» Heute nimmt er es viel gelassener. «Wenn es jetzt nicht geht, mache ich einfach fünf Minuten Pause und versuche es danach noch einmal.» Oder er besucht, wie gerade jetzt, den Kurs bei SmartTalk, den er jedem empfehlen kann. Sein Tipp an alle, die ebenfalls Schwierigkeiten mit Grundkompetenzen haben: «Ich habe mich lange Zeit geschämt, doch das bringt nichts. Wenn man sich immer weiter vor dem Problem drückt, wird es nie besser. Die Konfrontation suchen, das Problem anpacken und einen Kurs wie diesen besuchen!»
Der Kanton Luzern bietet Bildungsgutscheine an, um Grundkompetenzen bei Erwachsenen zwischen 18 und 65 Jahren, die im Kanton Luzern wohnen und sich nicht in einer obligatorischen Ausbildung befinden, zu fördern. Diese sind 500 Franken wert und können unter www.besser-jetzt.ch/luzern heruntergeladen und eingelöst werden.
Stefan Kämpfen
Oliver Inauen feilt im Klassenzimmer von SmartTalk in Luzern an seinen Mathematik-Kenntnissen
Bild: Stefan Kämpfen
Einen Rabatt abziehen, Preise vergleichen oder die Zeit beim Ofen einstellen. Längst nicht für alle ist die Alltagsmathematik reine Rechnungsroutine. Im Gegenteil: Im Kanton Luzern existieren schätzungsweise 30 000 Personen, für die alltägliche Rechenaufgaben keine Selbstverständlichkeit sind. Einen Besuch bei Oliver Inauen macht deutlich, wie schwierig die Situation für Personen mit fehlenden Grundkompetenzen ist.
Die Zahlen, die anlässlich des Weltalphabetisierungstags am 8. September veröffentlicht wurden, sind eindrücklich: Rund 800 000 Erwachsene in der Schweiz können nicht fliessend lesen und schreiben. 8,6 Prozent der schweizerischen Wohnbevölkerung zwischen 20 und 64 Jahren haben Schwierigkeiten, einfache Rechenaufgaben zu lösen. Es wird davon ausgegangen, dass rund ein Viertel der Schweizer Bevölkerung nur über geringe oder gar keine digitalen Grundkenntnisse verfügt. Alleine im Kanton Luzern bekunden 45 000 Personen Mühe mit Lesen, Schreiben, Rechnen und dem Bedienen eines Computers. Im September 2020 führte der Kanton Luzern Bildungsgutscheine ein, um Grundkompetenzen bei Erwachsenen zu fördern. Einer, der von diesen Bildungsgutscheinen profitiert, ist der in Schüpfheim wohnhafte Oliver Inauen. Er besucht in der Luzerner Sprachschule SmartTalk den Grundkompetenzen-Kurs «Zahlen und Rechnen». Schon in der Schulzeit fragte sich der 26-Jährige, weshalb er überhaupt rechnen muss. «Ich brauche es später ja sowieso nie». Doch dieser Fehlgedanke führte Oliver Inauen auf Abwege. In der zweiten Oberstufe musste er die Schule verlassen, unter anderem, weil ihn das Fach Mathematik überhaupt nicht interessierte. «Ich bin ein Büezer-Typ, wollte unbedingt arbeiten und nicht die Schulbank drücken». Danach hat Inauen auf dem Bau gearbeitet. Einer Branche, in der Rechnen mitunter eine wesentliche Rolle spielt. «In der Anfangszeit hatte ich keine grossen Probleme, da ich den Taschenrechner benutzen konnte», beteuert Inauen. Doch die Start-Euphorie verblasste schnell, als ihm bewusst wurde, dass dies auf Dauer nicht reichen würde. «Es fing an, als ich plötzlich mit Kubikmeter rechnen musste. Da stellte ich mir die Frage: Warum hast Du in der Schule bloss nicht besser aufgepasst?» Genau diese Frage stellte sich Inauen immer öfters und irgendwann reifte in ihm die Erkenntnis, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Nach einem besuchten Computerkurs hängte er bei SmartTalk auch gleich einen Mathematikkurs an.
Am Kurstag 8 geht es um Kopf- und Prozentrechnen. Vier junge Männer sitzen mit ausreichend Abstand in einem rechteckigen Raum und brüten über ihren Unterrichtsbüchern. Thema am späten Abend: die Zeit. Textaufgaben, Zeitbegriffe, Zeit umwandeln sowie Uhrzeit und Dauer berechnen. Nur gelegentlich unterbricht die Stimme von Florian Rieder die konzentrierte Stille. Neben seiner Unterrichtstätigkeit übernimmt er auch Geschäftsleitungsaufgaben bei SmartTalk. Oliver Inauen befindet sich in einem gemischten Kurs, weshalb Rieder Hochdeutsch spricht. Die Schüler sind gerade dabei, mittels Minuten- und Stundenzeiger verschiedene Zeiten auf einer Uhr im Übungsheft einzuzeichnen. Oliver Inauen kaut auf dem Bleistift. Er wirkt sehr konzentriert. Nur manchmal huscht ein nervöses Lächeln über sein Gesicht, wenn sich Aufgaben etwas schwieriger gestalten. «Seit 2012 habe ich keine Mathe mehr gebraucht und das meiste wurde aus meinem Gedächtnis gelöscht», betont Inauen und fügt an: «Bei Multiplizieren und Dividieren verstand ich am Anfang vom Kurs nur Bahnhof. Allmählich aber frischt sich mein altes Schulwissen wieder auf.»
Wenn es darum geht, die Differenz zur nächsten vollen Stunde oder die Dauer zwischen verschiedenen Abfahrts- und Ankunftszeiten zu berechnen, mag das in der Schule - auf Papier und ohne Zeitdruck - noch relativ einfach erscheinen. Doch die Realität sieht ganz anders aus, wie Oliver Inauen aus seinem Alltag zu berichten weiss. «Besonders beim Einkaufen habe ich Mühe, die Preise von drei, vier Artikeln zu addieren.» Das sei für ihn, der momentan vom Sozialamt lebe und auf sein Budget achten müsse, besonders wichtig. Aber es sind auch viele andere, kleine Dinge aus dem Alltag, denen man im Normalfall keine besondere Beachtung beimisst, die Inauen vor Schwierigkeiten stellen. «Probleme fangen bei mir an, wenn ich zum Beispiel die Zeit beim Backofen einstellen muss, nur für einen bestimmten Betrag tanken will oder mit einem Kollegen Minecraft spiele.» Beim Letztgenannten geht es um ein Spiel, in dem eine bestimmte Anzahl Bauklötze auf sogenannten Decks aufgefüllt werden müssen. «Oder man bringt jemandem etwas vom Einkaufen mit und will danach den Betrag vom Total abziehen.» Früher trieben ihn solche Dinge zur Weissglut. «Wenn es mit dem Rechnen nicht auf Anhieb klappte, schmiss ich den Bettel einfach in eine Ecke.» Heute nimmt er es viel gelassener. «Wenn es jetzt nicht geht, mache ich einfach fünf Minuten Pause und versuche es danach noch einmal.» Oder er besucht, wie gerade jetzt, den Kurs bei SmartTalk, den er jedem empfehlen kann. Sein Tipp an alle, die ebenfalls Schwierigkeiten mit Grundkompetenzen haben: «Ich habe mich lange Zeit geschämt, doch das bringt nichts. Wenn man sich immer weiter vor dem Problem drückt, wird es nie besser. Die Konfrontation suchen, das Problem anpacken und einen Kurs wie diesen besuchen!»
Der Kanton Luzern bietet Bildungsgutscheine an, um Grundkompetenzen bei Erwachsenen zwischen 18 und 65 Jahren, die im Kanton Luzern wohnen und sich nicht in einer obligatorischen Ausbildung befinden, zu fördern. Diese sind 500 Franken wert und können unter www.besser-jetzt.ch/luzern heruntergeladen und eingelöst werden.
Stefan Kämpfen
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