Wenn eine Ära zu Ende geht
Das NF49 am Seetalplatz war seit Jahren ein Treffpunkt für die Bevölkerung – schon bald wird alles abgebaut
Vom Maler-Atelier bis zum Tattoo-Studio, vom Zirkus bis zum Jugendbüro: NF49 am Seetalplatz war ein Zuhause für zahlreiche Mieter:innen und ein lokaler Begegnungsort für Jung und Alt in Emmen. Jetzt geht diese Ära zu Ende.
Emmen Wenn man beim Bahnhof Emmenbrücke Süd aus dem Zugfenster blickt oder mit dem Auto von der Autobahn her ins Zentrum fährt, fällt er sofort ins Auge: der weisse Dom. Die Kuppel ist unübersehbar - und die ganze Fläche, die dazugehört, ist längst nicht mehr aus Emmenbrücke wegzudenken. NF49 am Seetalplatz hat sich in den vergangenen vier Jahren zu einem beliebten Treffpunkt mit vielerlei Möglichkeiten entwickelt. 2018 stellte die Dienststelle Immobilien des Kantons Luzern einen Teil der Areale am Seetalplatz für eine Zwischennutzung zur Verfügung - denn der Bau des Zentralen Verwaltungsgebäudes war bereits geplant. Die besten Konzepte kamen von Eichenberger Szenografie und dem Verein B-Sides - und so wurde aus zwei Ideen eine! Der Verein PLATZHALTER entstand und stellte die Flächen auf dem «Baufeld A1» sowie beim neuen Seetalplatz mithilfe einer Container-Landschaft zahlreichen Nutzer:innen zur Verfügung. Vom Tattoo-Studio bis zum Musikstudio, vom Jugendbüro bis zum Malatelier: Eine kunterbunte Mischung verschiedenster Mieter:innen siedelte sich an. Auch die Bevölkerung war regelmässig auf dem Platz: Es gab Gastronomie, Konzerte, Theater und vieles mehr. Ende November laufen die Verträge aus. Dann werden die Container, die Kuppel, die Konzertbühne, die Tische und die Buvette-Bar abgebaut. «Wir wussten ja, dass es zu Ende geht», sagt Co-Geschäftsleiter Simon Schurtenberger. «Schade ist es natürlich trotzdem.»
Immerhin sei man nach all der Zeit ein eingespieltes Team, habe viel dazugelernt und sei gut ausgerüstet. «Von dem her wäre es schon toll, wenn man noch ein Jahr anhängen könnte», so Schurtenberger weiter. Dennoch: Eine Zwischennutzung habe viele Vorteile. «Dank der Situation, dass NF49 am Seetalplatz kein Dauerprojekt ist, waren wir in der Lage, Ideen schnell umzusetzen. Man liess uns gewähren.» So habe die Arbeit, gemeinsam mit Co-Geschäftsleiter Greg Zeder sehr viel Spass gemacht.
Bedürfnisse erkannt
Zwischennutzungen sind eine interessante Gelegenheit, Bedürfnisse der Bevölkerung aufzuzeigen. So hat man auch bei dieser Zwischennutzung gemerkt, wie wichtig den Emmer:innen ein Treffpunkt mit kulturellem Angebot ist. «Wir hatten hier Konzerte, Freilichttheater, Zirkusaufführungen und Daydance-Partys», so Greg Zeder. «Es ist offensichtlich, dass die Bevölkerung sich vermehrt solche Angebote wünscht.» Da sich die Outdoor-Saison dem Ende zuneigt und die Mietverträge Ende November auslaufen, hat man sich deshalb nach einem alternativen Standort umgesehen. «Wir hätten uns gewünscht, direkt hier im sogenannten Stadtteil Luzern Nord mit einem neuen Konzept weiterzumachen», so Zeder weiter. «Jedoch hat sich keine passende Lokalität gefunden.» Grundsätzlich seien die beiden offen dafür, auch anderorts nach einem Ort zu suchen, um eine kulturelle Institution und ein Konzept wie jenes des NF49 am Seetalplatz anzubieten. «Die Menschen wünschen sich, abgesehen vom kulturellen Angebot, bezahlbare Büros und Ateliers sowie lokale Treffpunkte», erklärt Schurtenberger.
Offen für Vorschläge
Greg Zeder und Simon Schurtenberger haben die Idee einer Nachfolgelösung also noch nicht beerdigt. «Es gibt kaum Orte, wo man niederschwellig Ideen umsetzen kann. Es sollte mehr solcher Möglichkeiten geben», so Schurtenberger. «Das Containersystem mit den Büros und Ateliers war während der vier Jahre immer komplett ausgebucht.» Auch Greg Zeder ist überzeugt, dass Zwischennutzungen ein Konzept der Zukunft ist. «Es ist eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Es braucht noch jede Menge Lobby-Arbeit, aber solche Projekte werden immer salonfähiger.»
Ein Haufen schöner Arbeit
Simon Schurtenberger und Greg Zeder schauen auf eine abwechslungsreiche, spannende und unvergessliche Zeit zurück. Die beiden Co-Geschäftsleiter haben alles koordiniert, organisiert, sich um die Finanzen und Administration, um die Kommunikation und vieles mehr gekümmert. «Wir haben mal den Müll zusammengesammelt, dann wieder an der Bar Getränke ausgeschenkt oder dann Fremdveranstaltungen koordiniert», beschreibt Schurtenberger die Arbeit im NF49 am Seetalplatz. Etwas wehmütig betrachten sie den weissen Dom, der nicht mehr lange stehen wird. «Den haben wir innerhalb von fünf Tagen - mit Hilfe von einigen Mieter:innen - aufgebaut», berichtet Greg. Sie hatten den Dom gratis erhalten, die Aufbau-Anleitung gegoogelt und schliesslich jede Mutter eigenhändig eingedreht. «Eine Ära geht zu Ende», so Zeder. Doch sie freuen sich auf alles, was danach kommt. Die vorerst letzte Party unter freiem Himmel findet am 1. Oktober statt: der Balkan Summer End Daydance. Bettina Wyss