Wenn Computer lügen lernen
Künstliche Intelligenz. Für viele nur ein abstrakter Begriff, der sich schwer erklären lässt. Der Salon Public in Vitznau schickt sich mit zahlreichen Experten an, über dieses und zahlreiche weitere wissenschaftliche Themen leicht verständlich aufzuklären.
Im Juli 2017 gerieten zwei der wohl grössten Köpfe der Technikbranche im Internet aneinander. Elon Musk, Gründer von Tesla und zahlreichen weiteren Firmen, äusserte sich wiederholt kritisch zum Thema Künstliche Intelligenz (K.I.) und forderte mehr Regulierungen für das «fundamentale Risiko für die Existenz der menschlichen Zivilisation». Kurze Zeit später stellte sich Facebook CEO Mark Zuckerberg auf seiner eigenen Plattform den Fragen seiner Follower. Ein Teilnehmer sprach Zuckerberg auf die Aussagen von Elon Musk an, und Mark Zuckerberg fand klare Worte: Dem Thema Künstliche Intelligenz (K.I.) stehe er positiv und offen gegenüber, räumte aber auch ein, dass man vorsichtig sein müsse mit dem, was man erschafft. Später meldete sich Elon Musk via Twitter um verlauten zu lassen, er habe sich mit Zuckerberg über das Thema unterhalten, und dieser habe ein «sehr eingeschränktes Verständnis» in diesem Bereich. Dieses fehlende Verständnis ist wenig förderlich, wenn gleichzeitig Facebook schwer damit beschäftigt ist, in Sachen K.I. den Spitzenreiter Google einzuholen.
Die hatten vor kurzem eine Art Quantensprung vollbracht und ein Programm geschrieben, welches menschliche Spieler im Brettspiel «Go» schlagen kann. Das K.I. Team von Facebook forschte am gleichen Projekt, musste sich aber mit dem zweiten Platz geschlagen geben. Doch vom Brettspiel zur Weltherrschaft durch Maschinen ist es ein weiter Schritt, oder etwa nicht?
Lügende Maschinen
Szenenwechsel ins eigene Auto. ABS und Spurhalteassistent sind in neueren Modellen Standard, offensichtlich reagieren Computer auf die Umwelt besser und vor allem schneller als wir Menschen. Und sie lernen zu lügen, sonst wäre es vermutlich nicht zum Abgasskandal bei VW gekommen.
Dort liess man während der Produktion der Autos ein Abschaltgerät einbauen, oder anders formuliert: Ein hocheffizienter Algorithmus konnte feststellen, ob das Auto aktuell getestet wird, oder sich in normaler Fahrumgebung befindet. Bei Abgastests wurde die Abgasbegrenzung automatisch eingeschaltet, ansonsten pulverten die Autos munter ihre Abgase in die Umwelt. So wurden die Messergebnisse verfälscht, erst eine langwierige Untersuchung konnte das Vorgehen aufdecken.
Das Problem, welches dahintersteckt, ist aber am Ende der Mensch selbst. Denn wir füttern die Computer und ihre Programme mit unseren Daten, bringen dem Rechner bei, was gut und schlecht, richtig, wichtig oder falsch ist. Damit übertragen wir unsere Wertesysteme, unsere Moralvorstellungen, unsere Vorurteile und Fehlurteile auf den Computer. Gewissermassen fehlt uns die Möglichkeit, wirklich kluge und objektive Maschinen zu programmieren.
Bessere Entscheidungsträger?
Werden Menschen auf lange Sicht durch Computer ersetzt? Eine Frage, die sich wohl kaum beantworten lässt. Doch dass sich Dinge ändern, auch auf dem Arbeitsmarkt, steht ausser Zweifel. Wer hätte vor zehn Jahren schon gedacht, dass «Social Media Manager» ein vollwertiger Beruf wird? Einige Berufsbilder verschwinden, doch dafür entstehen neue Felder, neue Möglichkeiten. Anpassungsfähigkeit ist gefragt. Doch in letzter Zeit eröffnet sich ein weiteres Feld, welches der bisher recht stiefmütterlich behandelten Künstlichen Intelligenz endgültig zum Durchbruch verhelfen könnte. Denn wo bisher Daten gefüttert werden mussten, anhand derer der Algorithmus eine Entscheidung treffen konnte, lernen die Maschinen, Vermutungen anzustellen.
Gibt man genug Daten ein, so können Programme Vorgehensweisen empfehlen, die sie als besonders sicher und erfolgsversprechend errechnet haben. Und die Software Google Brain schafft es, fast vollständig verpixelte Bilder von sich aus so zu rekonstruieren, dass sie beinahe mit dem Original übereinstimmen. Anders gesagt: Google Brain brauchte keine Daten mehr, um zu einem zutreffenden Ergebnis zu gelangen. Dieses Gedankenspiel mag harmlos sein, wenn es darum geht, unseren nächsten Einkauf anhand bereits getätigter Einkäufe vorherzusagen. Doch was, wenn ein solches Programm beschliesst, jemand wäre aufgrund dieser getätigten Einkäufe oder seiner liebsten Urlaubsziele potenziell kriminell?
Aufklärung naht
Aus wissenschaftlicher Sicht klingt all dies nochmals anders. Für Laien ist die komplizierte und oftmals abstrakte Materie allerdings häufig schwer zu durchblicken. Abhilfe will der Salon Public schaffen. Unter dem Motto «Kluge Köpfe erklären die Welt» versammeln sich vom 22. Bis zum 24. September 2017 renommierte Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen in Vitznau. Roboter, Digitalisierung, das Weltall und auch Künstliche Intelligenz werden verständlich thematisiert und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Die Veranstaltung findet im Hotel Vitznauerhof und im Park Hotel Vitznau statt, die Anmeldung ist unter www.salonpublic.ch möglich.
Sandra Scholz