So schmeckt der Sommer
Obwohl sich der Sommer bisher nicht von seiner besten Seite präsentierte, kann man ihn vielerorts hierzulande schon seit April in vollen Zügen geniessen, nämlich im Supermarkt. Da treffen Grillspiesse „Provençale“ auf EM-Bierkästen, Kokospralinen und nicht zu vergessen: massenhaft Eiscreme. Ganz schön üppig, dafür dass der Sommer doch die gesündeste und leichteste Saison überhaupt sein soll.
Horw Als Ernährungsberaterin ist es Andrea Hellers Mission, Menschen zu einem gesünderen Lebensstil zu verhelfen. Wir haben einmal bei der Food-Expertin nachgefragt, wie leicht der Sommer mit Grillfesten, Public Viewing, Cocktailbars und Eiscremeständen wirklich ist und ob es denn auch gesündere und trotzdem leckere Alternativen gibt.
Ist der Sommer wirklich so leicht, wie er scheint?
Grundsätzlich neigt man im Winter dazu, schwerere Lebensmittel zu essen, deswegen ist der Sommer rein theoretisch die leichtere Saison, da man schon aufgrund der hohen Temperaturen meist gar keinen Appetit auf Deftiges verspürt. Allerdings gibt es natürlich Parameter wie die Fussball-Europameisterschaft, lange Sommernächte und Biergärten, die nicht sonderlich positiv auf die Ernährungsgewohnheiten wirken.
Wie meinen Sie das genau?
Im Sommer gehört das Grillieren dazu. Und zum Grillieren gehört wiederum oft ein guter Nudelsalat, vormariniertes Fleisch und Bier. Diese Lebensmittel sind zum Beispiel grundsätzlich keine Vorbilder der gesunden Ernährung, obwohl nicht generell behauptet werden kann, dass Fleisch ungesund ist. Jedoch kommt es zum einen oft vor, dass Marinaden benutzt werden, um schlechtes Fleisch zu kaschieren und zum anderen sind sie meist mit Ketchup und Senf zubereitet, die allerhand versteckten Zucker enthalten. Bier ist ebenso tückisch, denn obwohl es sehr kalorienhaltig ist, regt es noch zusätzlich den Appetit an, sodass sich im Biergarten oft noch Chips oder Brezeln zum Bier gesellen.
Gibt es denn gesündere, trotzdem leckere Alternativen?
Es gibt zu fast allem leichtere Alternativen, man muss sich diesen nur bewusst sein. Wasserglace oder Sorbet ist besser als Rahmglace, Fruchtglace besser als Nuss- oder Schokovarianten. Dunkle Schokolade ist besser als helle - je höher der Kakaoanteil desto besser die Schoggi. Marianden macht man am besten selbst - aus gutem Olivenöl, Salz, Pfeffer, Kräutern und Honig entsteht eine fabelhafte Marinade. Beim Nudelsalat sind Vollkorn- oder Urdinkelnudeln gute Alternativen, dazu viel Gemüse oder Früchte untermischen und natürlich keine Mayonnaise, sondern lieber ein gutes Oliven- oder Leinöl verwenden.
Was steht auf Ihrem Grill-Tisch?
Sehr viel Gemüse und leichtes, helles Fleisch wie Poulet oder Fisch, manchmal habe ich aber auch Lust auf ein gutes Rindsfilet. Wurst mag ich hingegen nicht – geschmacklich und ernährungstechnisch.
Was halten sie vom Raffaelo-Phänomen? Eine Kokospraline als leichter Sommergenuss?
Es sind oft süsse Sünden, die im Sommer als besonders erfrischend angepriesen werden. Dahinter steckt natürlich grandioses Marketing. Wenn man permanent überall vermittelt bekommt, wie sommerlich frisch doch gewisse Lebensmittel sind, geht man irgendwann unbewusst davon aus, dass das stimmt. Zum Glück gibt es aber langsam eine Tendenz dahingehend, dass auch vermehrt gesunde Sachen verkaufsfördernd vermarktet werden.
Sind Sünden erlaubt?
Selbstverständlich, man muss ja auch noch leben. Allerdings sollte man nicht jeden Tag sündigen. Ich empfehle meinen Klienten immer einen Motivationstag pro Woche, an dem ausnahmslos alles erlaubt ist. Für Naschkatzen empfiehlt es sich, Süsses immer als Dessert nach einer Mahlzeit zu geniessen und nicht als Zwischenmahlzeit. Das Snacken zwischen den Hauptmahlzeiten ist eigentlich das Schlimmste.
Ist der Energiebedarf im Sommer oder im Winter höher?
Im Winter braucht der Körper grundsätzlich mehr Energie, um sich aufzuwärmen. Allerdings gleicht sich dies etwas aus, weil man im Sommer, wenn es lange hell ist, meist mehr unterwegs ist. Dadurch wird der Stoffwechsel angeregt, der Leistungsumsatz erhöht sich und mehr Kalorien werden verbrannt. Jedoch ist auch das sehr personenabhängig. Genauso wie viele im Winter auf der Couch sitzen, lümmeln im Sommer viele am Pool, ohne sich sonderlich zu bewegen.
Wie sieht ein perfekter Tagesernährungsplan für den Sommer aus?
Das ist schwierig, da jeder Mensch einen anderen Bedarf hat. Ich persönlich beginne den Tag mit einem Smoothie – halb Frucht, halb Gemüse, dazu noch eine Handvoll Nüsse. Am Mittag gibt es meist Salat mit einer Proteinquelle wie Büffelmozzarella, Poulet oder Hüttenkäse und am Abend leichte Kost wie Fisch mit Gemüse.
Weitere Informationen zu Andrea Heller: www.andrea-heller.ch
Das Interview führte Lisa Bartsch