Krienser und Malterserin ausgezeichnet
Die Ausschreibung der Zentralschweizer Literaturförderung 2019/2020 stiess auf ein grosses Echo. Die Jury zeichnet fünf der anonym eingegangenen Texte aus. Darunter sind jene von Mariann Bühler aus Malters und Heinz Stalder aus Kriens.
Einen Werkbeitrag in der Höhe von 15'000 Franken erhält Mariann Bühler (Basel/früher Malters) und mit einem Werkbeitrag von 7'500 Franken wird der Text von Heinz Stalder (Kriens) gefördert. Die Literaturförderung wird alle zwei Jahre von den sechs Zentralschweizer Kantonen gemeinsam ausgeschrieben. Insgesamt wurde 52 Bewerbungen eingereicht, gut ein Viertel davon waren Debüts. Die Jury der Zentralschweizer Literaturförderung 2019/2020 stand unter der Leitung von Judith Kaufmann (Verlegerin). Ihr gehörten ausserdem an: Martin R. Dean (Autor), Daniela Koch (Verlegerin), Hanspeter Müller-Drossaart (Autor/Schauspieler) Britta Spichiger (Fachredaktion Literatur SRF).
Mariann Bühler
Mariann Bühler (geb. 1982, wohnhaft in Basel, früher Malters) lässt uns in ihrem Romanprojekt drei Figuren folgen. Alois, Doro und Elisabeth haben eines gemeinsam: sie stehen alle vor einem Neuanfang in ihrem Leben. Alois bricht aus dem getakteten Alltag eines Bauernhofes aus, er weiss nicht, wohin ihn die Auszeit führen wird. Doro sucht Zuflucht im Ferienhaus ihrer Familie und Elisabeth muss ihre Rolle als Bäckersfrau nach dem Tod ihres Ehemannes neu überlegen. Die Leser begegnen drei Menschen, deren Geschichten geprägt sind von den Fragen des «woher» und «wohin» und deren Wege sich kurz und wie zufällig überschneiden. Die Autorin überzeugt durch ihre prägnante, knappe, aber sehr sorgfältige Sprache und durch einen Erzählstil, der klare Bilder entstehen lässt. Gerne würden wir weiterlesen.
Heinz Stalder
Im Text «Uno Due Tre» von Heinz Stalder (geb. 1939, wohnhaft in Kriens) betreten wir mit den Kinderaugen eines jungen Knaben unter der Küchenbank eine faktisch längst vergangene Welt der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts und begegnen einer rüden, ländlichen Welt, geprägt von seelischer Engnis, unbefriedigten Glücksvorstellungen und der Flucht in manisches, rück-wärtsgewandtes Erzählen von längst Vergangenem. Mit erfahrenem Handwerk und plastischer sprachlicher Prägnanz zeichnet der Autor wortgewaltig das berührende Porträt eines Bauernehe-paars, das zwischen zwanghafter gegenseitiger Kränkung, gewalttätigem Verletzen der Hoftiere und schwadronierendem Fabulieren des Bauern ausweglos durch die Nöte des kargen Alltags stolpert. Einzig in seiner ungebremsten, wiederkehrenden und idealisierenden Suada auf seinen Vater, der bei der Bourbaki-Internierung dabei gewesen sein soll, scheint der seelisch verletzte Bauer etwas von der Grösse zu finden, die er weder geistig noch erotisch seiner ihn geringschätzenden Frau bieten kann. Eine kantige und bildhafte Sprache, die sich nicht scheut, die über die Zeit hinausweisenden menschlichen Abgründe zu benennen, macht diesen Text in seiner gestalterischen Verdichtung zu einem beeindruckenden sprachlichen Werk.
pd/sk