Die Region auf der Zunge
Einheimische Kornel-"Oliven" oder ein Gin, der nach Rigi schmeckt – im Weggiser Bio-Betrieb Haldihof füllt man die Vielfalt Luzerner Kräuter, Früchte und Düfte in Flaschen und Gläser ab.
Eingebettet zwischen Rigi und Vierwaldstättersee, liegt mitten auf der Wanderroute "Waldstätterweg" in Weggis der idyllische Obstbaubetrieb Haldihof. Seit acht Jahren bewirtschaften Bruno Muff und seine Frau Rebecca das 6 Hektar grosse Land. Und wenn der Hof die ganze Vielfalt von Früchten und Kräutern hergibt, warum dann nicht eigene Produkte herstellen? "Wir hatten klare Vorstellungen. Wir wollten ein Bio-Betrieb sein, der alle Rohstoffe selbst verarbeitet, die das Land hergibt. Zwetschgen, Kirschen, Mispeln, Quitten – die Veredelung sollte hier auf dem Hof stattfinden", erzählt uns Bruno Muff. So tüftelten die beiden an fruchtigen Rezepten für Spirituosen, Essige oder Aufstriche. Entstanden ist eine Palette aus unterschiedlichsten Gins, Bränden oder Champagnersorten. Bruno Muffs Favorit? "Ich trinke gern den 'Florales Rigi Dry Gin', pur oder auch mit etwas Tonic oder Wasser vermischt. Dieser wurde mit Blütenpflanzen von der Rigi destilliert." Für das Hotel Hermitage in Luzern entwickelte er sogar eine eigene Gin-Sorte, den "Dschinn". Auch tüftelt der Edelbrand-Virtuose an sogenannten "Aquavitas", Kräuterbrände mit Rezepturen aus dem 18. Jahrhundert. Die feinen Ingredienzien kommen dabei von der Rigi Südseite mit ihrem warmen Klima.
Nicht die Menge, sondern die Qualität macht's
"Das Gute ins Körbli, das Schlechte ins Fass" – was man früher noch gedacht hat, ist im Bereich der Edeldestillate absolut undenkbar, betont Bruno Muff. "Das Wichtigste ist der Rohstoff. Beim Destillieren muss man sich Zeit nehmen – nicht die Menge zählt, sondern die Qualität. Ich stehe immer sehr lang an der Destille, man muss den Früchten Zeit lassen", sagt er.
Nicht nur seltene einheimische Gewächse wie die Kornelkirsche – die Olive der Schweiz – wachsen hier, sondern auch seltene Vögel leben auf dem Land. Vögel, die vom Aussterben bedroht sind, wie der Neuntöter oder der Gartenrotschwanz. "Wir produzieren im Einklang mit der Natur. Wir können einen tollen Kirschbrand machen und gleichzeitig wohnen seltene Tiere am gleichen Ort", sagt Bruno Muff.
Nicht nur auf der Zunge, auch auf der Haut
Aus der eigenen Herstellung gibt es nicht nur etwas für den Gaumen. Direkt von den Wiesen der Rigi produziert man auf dem Hof eine Heublumenseife oder auch eine Molkeseife ist neben vielen anderen Produkten im Sortiment.
Die Produkte sind direkt im Hofladen erhältlich. Wer sich also auf eine kleine Wanderung in Richtung Weggis begibt, kann gleich ein Paar Köstlichkeiten im eigenen Café mit Ausblick auf den Vierwaldstättersee geniessen. Auch in der Luzerner Markthalle oder in grösseren Coop-Filialen gibt's den Schmaus der Region.
Anna Shemyakova