40 Jahre Theatergesellschaft Udligenswil
Die Jubiläumsaufführungen finden ab dem 5. November unter dem Titel «Camper Fründe» statt
Der stolze Präsident Simon Weibel gibt im exklusiven Jubiläumsinterview einen Einblick in das Vereinsleben der Theatergesellschaft Udligenswil.
Wie aus Ihrer Vereinsgeschichte zu entnehmen ist, hat die Gemeinde Udligenswil eine sehr lange Theatertradition. Sind die Uedliger ein besonders theaterbegeistertes Volk?
Udligenswil hat tatsächlich eine langjährige Theatertradition und wurde in den letzten Jahren immer professioneller. Wir haben uns in der Zentralschweiz mittlerweile einen guten bis sehr guten Namen gemacht. Die erste Erwähnung des Uedliger Theaters geht bis ins Jahr 1865 zurück. Nach dem zweiten Weltkrieg entstand aus der Jugendturngruppe ein Team, welches sich dem Theaterspielen widmete. Die Aufführungen fanden im damaligen Restaurant Engel statt. Um die 1950er-Jahre herum wurde jeweils nach den Kirchenchorkonzerten ein Theater aufgeführt, Regie führte dabei ein Primarlehrer.
1982 konnte der heutige Verein dank einer grosszügigen Spende gegründet werden. Wie steht es heute mit den Vereinsfinanzen?
1930 hat ein Theatereintritt sage und schreibe 2 Franken gekostet, die Zeiten haben sich seither etwas verändert. Das Theaterspielen ist für uns ein Hobby, welches wir mit grosser Freude frönen. Es ist uns nicht wichtig, dass wir jedes Jahr schwarze Zahlen schreiben. Klar ist die Freude gross, wenn am Schluss Geld übrigbleibt, damit wir unseren Mitgliedern etwas zurückgeben können. Dies in Form von einem Theater-Dankesessen, einem Ausflug, einem Picknick oder einem Chlaushöck.
Was hat die Coronazeit mit dem Verein gemacht?
Für die TGU (Theatergesellschaft Udligenswil) war das ein harter Schlag. Dass wir nach 40 Jahren mit alljährlichen Aufführungen pausieren mussten, schmerzte unser Theaterherz. Der Vorstand blieb während des Coronajahres 2020 im ständigen Kontakt zu den Mitgliedern. Die GV beispielsweise wurde online abgehalten.
Im Jahr 2021 waren wir in der Zentralschweiz eine von nur drei Theatergesellschaften, die ein Theater aufgeführt haben. Wir haben ein ausgereiftes Schutzkonzept verfasst und diverse Massnahmen getroffen: Maskenpflicht für alle Angestellten, Zertifikatskontrolle, häufige Reinigung der Türfallen und der Saal wurde nur zu zwei Dritteln gefüllt. Wir haben viel Lob für unsere Bemühungen bekommen und mussten keine Ansteckungen verzeichnen.
Worauf freut ihr euch am meisten nach dieser anstrengenden Corona-Zeit?
Wir leben in einer Welt, die von Krieg und weiteren negativen Vorkommnissen geprägt ist. Uns ist es als Verein sehr wichtig, Freude und Lachen in die Gesichter des Publikums zu zaubern. Es spornt uns an, Glück und Freude rüberzubringen.
Seit wann seid ihr wieder am Proben?
Die Proben beginnen jeweils Mitte Mai. Wir bauen dann einen Sommerferien-Block im Juli ein und nehmen im August wieder Fahrt auf.
Wie viele Proben braucht es, bis ein solcher Auftritt auf die Beine gestellt ist?
Wir haben 40 bis 50 Proben, je nach Theaterstück. Ein Probeweekend ist notwendig und wichtig. Da sind wir von morgens bis abends dran und feilen an Text, Spiel, Schritt und Bühnenbild.
Ihr scheint – im Gegensatz zu anderen Vereinen – keine Nachwuchsschwierigkeiten zu haben. Woran liegt das?
Ich freue mich sehr, dass wir noch heute in unserem Verein sechs aktive Gründungsmitglieder dabeihaben. Die Mischung von älteren Personen und jungen Mitgliedern macht unseren Verein aus. Bei uns haben alle Altersklassen Platz. Das ist sehr wichtig für einen Theaterverein, denn so wird die Auswahl an Spieler:innen umso spannender und abwechslungsreicher. Mittlerweile haben wir ca. 45 Mitglieder:innen, die von der ganzen Zentralschweiz nach Uedligen kommen.
Sind Dorftheater in der heutigen Zeit noch gefragt, oder eher ein Auslaufmodell?
Die Menschen wollen lachen, die Menschen wollen Freude haben, die Menschen wollen zusammenkommen. Sie wollen sich austauschen, einen unbeschwerten Abend verbringen und die Sorgen hinter sich lassen, oder zumindest für einen Moment vergessen… Ich denke, dass das in den kommenden Jahren sogar noch wichtiger wird. Ich und mein Team sind weiterhin motiviert und bereit, diesen Zauber in den Theatersaal zu transformieren.
Sie sind seit 20 Jahren im Vorstand, 17 davon Präsident. Welches war Ihr bisheriges Highlight im Vereinsleben und welche Ihre Lieblingsrolle?
Der Zusammenhalt in unserem Verein ist grandios. Neue Mitglieder:innen werden von allen warmherzig aufgenommen. Wir sind wie eine zweite Familie, eben die Theaterfamilie.
Meine Paraderolle bisher war im Theater «Pension Schöller». Dort spielte ich einen Mann namens Emil, der einen Sprachfehler hatte. Ich konnte den Buchstaben L nicht sagen, dafür den Buchstaben N. Da kam auch mal ein Satz wie «Ich NIEBE dich..». Das war der absolute Renner und eine dankbare Rolle beim Publikum.
Fragen: Irene Müller